Recruiting in Krisenzeiten
Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, mit denen ich mich in den letzten Wochen ausgetauscht habe, wissen das und begreifen die aktuelle Krise als Chance – insbesondere dann, wenn Sie wissen, dass Ihr Absatzproblem krisenbedingt ist und von vorübergehender Dauer sein wird.
Eine Krise jagt die Nächste. Da kann man im Recruiting problemlos den ein oder anderen Gang zurückschalten – oder im Gegenteil: Vollgas geben.
Richtig, insbesondere produzierende Unternehmen haben zu kämpfen. Ich habe mit Unternehmer/-innen gesprochen, deren Energiekosten sich von heute auf morgen verzehnfacht haben. Gleichzeitig drängen Gewerkschaften auf höhere Löhne bei (oft) reduzierten Arbeitszeiten. Das führt – wohlgemerkt trotzt voller Auftragsbücher – aktuell nicht selten zu Kurzarbeit, weil die Unternehmen die explodierenden Kosten nicht 1:1 an ihre Kunden weitergeben können.
BA-Vorstandsvorsitzende Andrea Nahles kommentiert Anfang November den neuen Arbeitsmarktbericht wie folgt: „So bereiten sich wieder mehr Unternehmen auf mögliche Kurzarbeit vor und reduzieren die Nachfrage nach neuem Personal.“
Einstellungszurückhaltung ist mit Blick auf die Herausforderungen ein auf den ersten Blick verständlicher Reflex. Allerdings sollten wir nicht vergessen, wo wir arbeitsmarkttechnisch herkommen und wo wir unter Garantie in sechs bis zwölf Monaten wieder landen werden: in einem absoluten Arbeitnehmermarkt.
Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, mit denen ich mich in den letzten Wochen ausgetauscht habe, wissen das und begreifen die aktuelle Krise als Chance – insbesondere dann, wenn Sie wissen, dass Ihr Absatzproblem krisenbedingt ist und von vorübergehender Dauer sein wird.
Personaldienstleister wie apm werden oft als Frühindikator für den Arbeitsmarkt betrachtet. Zeitarbeitnehmer/-innen werden bei nahenden Krisen im Regelfall vom Entleihbetrieb als Erstes freigestellt, dann im Aufschwung aber auch als erste wieder eingestellt. Unsere Übernahmequote beträgt aktuell 57 Prozent. Das heißt, dass trotzt der Krise mehr als die Hälfte unserer Mitarbeitenden fest vom Entleihbetrieb übernommen wird.
Mein Fazit: Arbeitgeber, die den Spielraum haben, jetzt ihr Recruiting zu intensivieren, sollten die Chance nutzen, jetzt die Mitarbeiter/-innen für sich zu gewinnen, die ziemlich sicher in einem halben Jahr nicht mehr auf dem Markt sein werden. Denn dann wird das Recruiting absehbar zum einen wieder schwieriger und zum anderen auch teurer werden.