Ersetzen oder ergänzen flexible Arbeitsformen die Normalarbeit?
Flexible Arbeitsformen wie Zeitarbeit und Befristungen stehen immer häufiger in der Kritik, weil angenommen wird, dass durch diese sogenannten atypischen Erwerbsformen die Kernbelegschaften reduziert werden. Aber ist das tatsächlich der Fall?
Die neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln gibt Aufschluss darüber.
Mehr unbefristete Beschäftigungen
Die Studie hat gezeigt, dass zwischen 2012 und 2017 rund 42 Prozent aller deutschen Betriebe mehr unbefristete Arbeitnehmer eingestellt und im Gegensatz dazu nur elf Prozent die befristete Beschäftigung ausgeweitet haben. Außerdem reduzierten nur 5,4 Prozent der Betriebe die Anzahl der unbefristet Beschäftigten und stellten stattdessen mehr Befristete ein. Der Verdacht, dass unbefristete Arbeitnehmer schleichend durch befristet Beschäftigte ausgetauscht werden, wird also nicht bestätigt.
Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt sogar eine Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung: Obwohl im betrachteten Zeitraum insgesamt mehr Menschen eine Anstellung hatten, sank die Anzahl der befristeten Arbeitnehmer von 2,64 auf 2,55 Millionen.
Wirtschaftliche Ungewissheit fördert flexible Erwerbsformen
Arbeitgeber greifen demnach nicht zur Kostensenkung auf atypische Erwerbsformen zurück. Ausschlaggebend ist stattdessen die ungewisse Zukunft: Die Studie hat herausgestellt, dass Betriebe, die flexible Erwerbsformen nutzen, überdurchschnittlich häufig einer eher unsicheren Geschäftsentwicklung gegenüberstehen. „Dass Betriebe ihre Mitarbeiter willkürlich befristen, ist ein Mythos“, weiß Studienautor Holger Schäfer. „Vielmehr gibt es dafür gute Gründe, etwa wirtschaftliche Unsicherheit.“ Daher würde eine stärkere Regulierung, wie sie die Bundesregierung derzeit bei Befristungen plant, den Betrieben – und damit auch den Arbeitnehmern – eher schaden als nutzen.
Quelle: Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. / Institut der deutschen Wirtschaft
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